Collar-Strategie: Aktien absichern & Risiko begrenzen

Einleitung: Ruhe im Depot dank „Kragen“?

Stell Dir vor, Du hältst eine Aktie, die gut gelaufen ist. Du möchtest die Gewinne absichern, die Aktie aber noch nicht verkaufen? Gleichzeitig willst Du Dich vor unerwarteten Kursrückgängen schützen? Dann könnte die Collar-Strategie aus dem Optionshandel genau das Richtige für Dich sein. Erfahre hier, wie dieser „Kragen“ (englisch: Collar) für Dein Depot funktioniert und wie Du damit Dein Risiko effektiv begrenzt.

Was ist die Collar-Strategie genau?

Die Collar-Strategie ist eine defensive Optionsstrategie, die darauf abzielt, eine bestehende Aktienposition innerhalb einer bestimmten Preisspanne zu halten. Sie begrenzt sowohl potenzielle Verluste als auch mögliche Gewinne für die Laufzeit der Optionen. Sie ist sowohl für erfahrenere Anleger als auch für Einsteiger geeignet, die sich mit Optionen vertraut machen möchten.

Die drei Bausteine des Collars

Ein Collar besteht aus drei Komponenten:

  • Aktienbesitz: Du besitzt bereits die Aktien (üblicherweise 100 Stück pro Optionskontrakt), die Du absichern möchtest.
  • Gekaufte Put-Option (Long Put): Du kaufst eine Verkaufsoption (Put) auf Deine Aktien. Diese gibt Dir das Recht, Deine Aktien zu einem festgelegten Preis (Strike-Preis des Puts) zu verkaufen, falls der Kurs darunter fällt. Das ist Deine Versicherung nach unten.
  • Verkaufte Call-Option (Short Call / Covered Call): Gleichzeitig verkaufst Du eine Kaufoption (Call) auf dieselben Aktien, jedoch mit einem Strike-Preis, der über dem aktuellen Kurs liegt. Dafür erhältst Du eine Optionsprämie. Du gehst damit die Verpflichtung ein, Deine Aktien zu diesem höheren Strike-Preis zu verkaufen, falls der Kurs darüber steigt.

Wie der „Kragen“ funktioniert

Durch den Kauf des Puts und den Verkauf des Calls spannst Du quasi einen „Kragen“ um Deine Aktienposition:

  • Der gekaufte Put definiert die Untergrenze. Fällt der Aktienkurs unter den Strike-Preis des Puts, ist Dein maximaler Verlust (abgesehen von den Optionskosten) auf die Differenz zwischen Deinem Einstandskurs und dem Put-Strike begrenzt.
  • Der verkaufte Call definiert die Obergrenze. Steigt der Aktienkurs über den Strike-Preis des Calls, wirst Du Deine Aktien wahrscheinlich am Laufzeitende zu diesem Preis verkaufen müssen (Ausübung der Option durch den Käufer). Dein maximaler Gewinn ist somit auf die Differenz zwischen dem Call-Strike und Deinem Einstandskurs begrenzt, zuzüglich der erhaltenen Prämie für den Call und abzüglich der gezahlten Prämie für den Put.

Wichtig ist, dass beide Optionen denselben Basiswert (Deine Aktie) und idealerweise dieselbe Laufzeit haben.

Warum solltest Du die Collar-Strategie nutzen?

Die Collar-Strategie bietet mehrere Vorteile, insbesondere für konservativere Anleger oder solche, die bereits Gewinne erzielt haben:

1. Gewinnabsicherung nach Kursanstiegen

Hast Du bereits signifikante, aber noch nicht realisierte Gewinne in einer Aktie? Mit einem Collar kannst Du diese Gewinne nach unten absichern, ohne die Aktie sofort verkaufen zu müssen. Du gibst Dir und der Aktie noch etwas Zeit, begrenzt aber das Risiko eines plötzlichen Einbruchs.

2. Klare Begrenzung des Verlustrisikos

Der gekaufte Put wirkt wie eine Versicherung. Du kennst von vornherein Deinen maximal möglichen Verlust für die Laufzeit der Option. Das schafft Planbarkeit und reduziert Stress in volatilen Marktphasen.

3. Reduzierte Kosten durch Prämieneinnahmen

Der Kauf der Put-Option kostet Geld (die Optionsprämie). Durch den gleichzeitigen Verkauf der Call-Option nimmst Du ebenfalls eine Prämie ein. Diese Einnahme reduziert die Kosten für Deine Absicherung. Im Idealfall – wenn die Prämie für den verkauften Call gleich hoch oder höher ist als die Prämie für den gekauften Put – spricht man von einem „Zero Cost Collar“ oder sogar einem Collar mit Netto-Prämieneinnahme.

Chancen und Risiken der Collar-Strategie im Überblick

Maximaler Gewinn und Verlust

  • Maximaler Verlust (begrenzt): (Kaufpreis der Aktie – Strike-Preis des Puts) + (Kosten für Put-Prämie) – (Einnahme aus Call-Prämie). Dein Verlust ist also nach unten klar definiert.
  • Maximaler Gewinn (begrenzt): (Strike-Preis des Calls – Kaufpreis der Aktie) – (Kosten für Put-Prämie) + (Einnahme aus Call-Prämie). Auch Dein potenzieller Gewinn ist durch den verkauften Call nach oben hin gedeckelt.

Einfluss von Zeitwert und Volatilität

Ein Vorteil der Collar-Strategie ist, dass der Einfluss des Zeitwertverfalls (Theta) und der impliziten Volatilität (Vega) oft relativ gering ist. Der Zeitwertverlust Deines gekauften Puts wird tendenziell durch den Zeitwertgewinn Deines verkauften Calls ausgeglichen, besonders wenn die Strikes nicht extrem weit vom aktuellen Kurs entfernt sind.

Wichtige Überlegungen

  • Laufzeiten: Wähle für beide Optionen dieselbe Laufzeit, um unerwartete Risiken zu vermeiden.
  • Verkaufsbereitschaft: Sei Dir bewusst, dass Du Deine Aktien verkaufen musst, wenn der Kurs am Laufzeitende über dem Strike des verkauften Calls liegt. Die Strategie eignet sich also nur, wenn Du bereit bist, Dich zu diesem Kurs von Deinen Aktien zu trennen.
  • Transaktionskosten: Berücksichtige die Gebühren für den Kauf und Verkauf der Optionen.

Fazit: Für wen lohnt sich die Collar-Strategie?

Die Collar-Strategie ist ein wertvolles Instrument im Werkzeugkasten jedes Anlegers, der sein Risiko aktiv managen möchte. Sie eignet sich hervorragend, wenn Du:

  • Bereits aufgelaufene Gewinne in einer Aktienposition absichern möchtest.
  • Das Abwärtsrisiko Deiner Aktien für einen bestimmten Zeitraum klar begrenzen willst.
  • Bereit bist, im Gegenzug auf unbegrenzte Gewinnchancen nach oben zu verzichten.
  • Die Kosten für die Absicherung durch Prämieneinnahmen reduzieren möchtest (Ziel: Zero Cost Collar).

Sie ist eine gute Möglichkeit, bestehende Positionen zu schützen, ohne sie direkt verkaufen zu müssen, und bietet eine definierte Bandbreite für die zukünftige Kursentwicklung. Wie bei jeder Anlagestrategie gilt aber auch hier: Beschäftige Dich gründlich mit der Funktionsweise, bevor Du sie einsetzt.

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